Hotel Konsolidierungen

REKORD FOLGT AUF REKORD: HOTEL-KONSOLIDIERUNGEN IN DEUTSCHLAND

Bereits 2018 haben wir uns mit Konsolidierungen von Hotelgesellschaften beschäftigt. Damals hat unser Hotel-Experte Alexander Trobitz auf einen Konsolidierungs-Rekord aus dem Jahr 2018 hingewiesen und vorhergesagt, dass weitere Erfolge zu erwarten sind. In einem Interview wollen wir diesen Entwicklungen noch einmal auf den Grund gehen: Wurden in der Zwischenzeit weitere Rekorde verzeichnet, wie hat sich die Corona-Pandemie auf diese Entwicklung ausgewirkt und welche Rolle spielen neue Hotelarten wie beispielsweise Serviced Apartments?

Alexander, ist Deine Prognose von 2018 in Erfüllung gegangen oder hat die Corona-Krise die Konsolidierungswelle gestoppt?

Ja, unsere Prognose hat sich trotz oder gerade wegen der Pandemie in den vergangenen Jahren bewahrheitet. 2019 und 2020 waren Rekordjahre in der Hotel-Konsolidierung. Vor der Gesundheitskrise sind die Zusammenschlüsse von bisher unabhängigen Hotelgesellschaften meist aus boom-getriebenen Gründen vorgenommen worden, um Expansionen voranzutreiben. Man hat sich Hotelstandorte, -marken und laufende Verträge gesichert, um sich stärker in Regionen zu positionieren oder weitere Nischen zu bedienen, um mehr Bekanntheit und damit auch mehr Kunden zu gewinnen. Wie wir im vergangenen Beitrag anschaulich gezeigt haben, sicherte sich zum Beispiel Accor schon recht früh Anteile an der 25hours Hotel Company. Diese überzeugte mit einem individuellen Konzept, das jeden Besuch einzigartig macht, manchmal sogar mit einer Badewanne auf dem Balkon.

Die heutigen Gründe für Konsolidierungen sind wahrscheinlich eher finanzieller Natur?

Oft sind es tatsächlich eher „Zwangsgründe“, wenn ich das so sagen darf. Dem einen oder anderen Betreiber ist in der Krise die Luft ausgegangen, sodass sie unter den Mantel einer anderen Hotelgesellschaft geflüchtet sind. Man kann also schon sagen, dass viele Übernahmen aus Insolvenzen – oder kurz vor der Insolvenz – entstanden sind. Doch es gibt auch einige Opportunisten, die in der Krise strategisch richtig gehandelt haben und den einen oder anderen Wettbewerber günstiger übernehmen konnten.

Kannst Du uns hierzu einige Beispiele nennen? Von wie vielen Übernahmen und von welchem Umfang sprechen wir im Hinblick auf die letzten zwei bis drei Jahre?

Sehr gerne. Der Großteil der Transaktionen in den vergangenen Jahren waren Hotelgesellschaften, die zwischen 10 und 25 Hotels im Portfolio hatten. Doch auch kleinere Transaktionen, zum Beispiel von Serviced-Apartment-Unternehmen und insbesondere Start-ups, haben im letzten Jahr zugenommen. Die Borealis Hotel Group hat sich beispielsweise mit Bierwirth & Kluth (B&K) zusammengeschlossen, dabei wechselten 40 Hotels und etwa 5.000 Hotelzimmer den Besitzer. Borealis hat sich als Marktführer im Hotelwesen etabliert, welcher ein Portfolio von Economy-, Mid-, Upscale- und Extended Stay-Hotels in den wichtigsten europäischen Märkten betreibt. Da war B&K eine optimale Ergänzung. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und avancierte zu einem der fünf erfolgreichsten White-Label-Hotelbetreiber Deutschlands. Dazu gehören ebenfalls Franchise-Partnerschaften mit führenden Marken wie Marriott und IHG. Bierwirth & Kluth ist zudem im Bereich Serviced-Apartments aktiv und hat 2017 sein My4walls-Konzept in Hamburg eingeführt und dieses auf andere Standorte ausgeweitet. Weiter konnten beispielweise die Übernahmen der Odyssey Hotel Group durch Activum oder von Charly Apartments durch Bob W verzeichnet werden.

Man kann also sagen, dass Serviced Apartments eine wichtige Rolle bei dem anhaltenden Konsolidierungstrend spielen?

Absolut. In den vergangenen 12 bis 18 Monaten erlebten wir bei Serviced Apartments die klassische Konsolidierungswelle der frühen Marktphase, ähnlich wie wir das im Büro-Bereich bei den Coworking-Anbietern gesehen haben. Wir erwarten für Serviced-Apartment-Marken, von denen in den letzten zwei bis drei Jahren viele neu gegründet wurden, auch in den kommenden Jahren eine Marktkonsolidierung. Doch insgesamt kann man sagen, dass sich Serviced Apartments als Gewinner der aktuellen Marktsituation herauskristallisieren. Sie sind sehr flexibel und lassen sich sehr gut konvertieren, sodass zum Beispiel leerstehende Immobilien in Highstreet-Lagen –  seien es Retail- oder Büroflächen –  ohne großen Aufwand in Serviced Apartments umgebaut werden können.

Zum Abschluss noch einmal dieselbe Frage an Dich, zu der wir bereits 2018 gesprochen haben: Ist ein Markenschwund zu erwarten?

Im Serviced-Apartment-Bereich verzeichnen wir ein starkes Wachstum, hier können wir sicherlich noch weitere Marken verkraften. Am Ende werden sich Haupt- und regionale Player etablieren. Auf die gesamte Hotellerie heruntergebrochen, würde ich aber sagen, dass wir einige schwache Marken haben und diese zurecht verschwinden werden, weil diese keinen Mehrwert bieten. Spannend wird es in den nächsten Jahren sicherlich auch in der recht neuen Sub-Assetklasse der Ferienhotellerie. Ich gehe davon aus, dass wir hier ähnliche Entwicklungen wie bei den Serviced Apartments sehen werden. Wir werden also auch in Zukunft noch mit einigen Konsolidierungen in der Hotellerie rechnen können!

Alexander Trobitz MRICS
Alexander Trobitz FRICS
Managing Director / Head of Hotel Services
Als Leiter des Bereichs Hotel Services mit aktuell 10 Mitarbeitenden begleite ich mit meinem Team deutschlandweit Verkaufsprozesse sowie Betreibersuchen von Hotel- und Serviced-Apartment-Immobilien. Seit der Gründung des Bereichs konnten wir Hoteltransaktionen mit einem Volumen von über 3 Mrd. € in Deutschland sowie im angrenzenden Ausland begleiten.
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