Report institutionelle Investoren 2023

Residential Report Deutschland 2023

Institutional Report 2023

Trends und Entwicklungen des Wohnmarkts in Deutschland

Die Rahmenbedingungen auf den Wirtschafts- und Kapitalmärkten haben sich im vergangenen Jahr fundamental geändert. Auch das Umfeld für die Wohnungsmärkte hat sich stark gewandelt.

DIE INHALTE IM ÜBERBLICK

  • Prolog [»]
  • Wohn-Investmentmarkt Deutschland
  • Mietwohnungsmarkt Deutschland
  • Marktdaten zu wichtigen deutschen Städten
  • Factsheets zu 110 kreisfreien Städten
Überblick | Prolog | Wohn-Investmentmarkt | Mietwohnungsmarkt | Download

PROLOG

FUNDAMENTALE VERÄNDERUNGEN FÜR DIE WOHNUNGSMÄRKTE

  • Die Rahmenbedingungen auf den Wirtschafts- und Kapitalmärkten haben sich im vergangenen Jahr fundamental geändert. Auch das Umfeld für die Wohnungsmärkte hat sich stark gewandelt. Der russische Angriffskrieg, Lieferkettenengpässe und Nachholeffekte nach der Corona-Krise führten zu einem starken Anstieg der Inflation. Um dem entgegenzuwirken, hat die EZB die Zinsen 2022 viermal kräftig um jeweils 50 bzw. 75 Basispunkte angehoben. Infolgedessen sind die Finanzierungskosten für Immobilieninvestments erheblich gestiegen. So verteuerten sich die von Banken neu begebenen Hypothekendarlehen an Privathaushalte (Zinsbindung über 10 Jahre) im Durchschnitt von Januar (1,3 %) bis Dezember (4,3 %) um 310 Basispunkte. Dies spiegelt sich auch in der Nachfrage nach Hypothekendarlehen eindrucksvoll wider: Bewegten sich die Neugeschäftsvolumina für Hypothekendarlehen mit Zinsbindung über 10 Jahre zwischen Januar und März noch zwischen 12,2 und 15,8 Mrd. € pro Monat, sank das Neugeschäft im Dezember deutlich auf nur noch rund 4,8 Mrd. € ab.

FINANZIELLE BELASTUNG DURCH EIGENTUMSERWERB ODER MIETE DIFFERIERT STARK

  • Die stark gestiegenen Finanzierungskosten bekamen nicht nur institutionelle Investoren zu spüren. Ein durchschnittlicher Privathaushalt kann in A-Städten die finanzielle Belastung durch den Erwerb einer Neubauwohnung (80 m²) praktisch nicht mehr stemmen. Bei einer Finanzierung über Fremdkapital (Vollfinanzierung inkl. Erwerbsnebenkosten, 2 % Tilgung) betrug die durchschnittliche monatliche Belastung im Jahr 2022 35,10 €/m². Für gewöhnlich werden 30 % des Haushaltseinkommens für Wohnen als finanziell tragbare Grenze angesehen. Dies entspricht bei 80 m² rechnerisch rund 16,20 €/m².

  • Zwischen 2015 und 2021 war die finanzielle Belastung für Eigentumserwerb zwischen 3,00 und 6,10 €/m² höher als die Mietbelastung. 2022 ist die Differenz zwischen Kaufen und Mieten (mit 17,80 €/m²) deutlich größer geworden. Damit ist im Neubausegment das Wohnen zur Miete (gut 17 €/m²) für Haushalte mit durchschnittlicher Kaufkraft quasi alternativlos.

STARK GESTIEGENE GRUNDSTÜCKS- UND HERSTELLUNGSKOSTEN ZUSÄTZLICHE KOSTENTREIBER

  • Die in den letzten Jahren stark gestiegenen Grundstückskosten sind ein erheblicher Kostentreiber für den Neubau. Während die Grundstückskosten in Großstädten zwischen 2015 und 2022 rund 62 % zulegten, ist in den A-Städten mehr als eine Verdoppelung (+147 %) ggü. 2015 zu verzeichnen.

  • Auch die Herstellungskosten, die den größten Kostenblock im Neubau ausmachen, sind ggü. 2015 um rund 57 % angestiegen. Insbesondere gegenüber 2021 haben die durchschnittlichen Herstellungskosten für eine Standardwohnung mit +16 % auf aktuell 4.070 € je m² Wohnfläche besonders deutlich zugelegt. Zusammen mit den ebenfalls stark gestiegenen Grundstückskosten, gerade in den A-Städten, haben die Gesamtkosten im Neubau einen erheblichen Preisauftrieb erfahren. Die neuen, geänderten Vorzeichen (anhaltend hohe Material- und Energiepreise sowie steigende Lohnkosten) lassen einen (deutlichen) Rückgang der Herstellungskosten in den kommenden Jahren sehr unwahrscheinlich erscheinen.

WIRTSCHAFTLICHE MIETE ÜBERSTEIGT ANGEBOTSMIETE ERSTMALS DEUTLICH

  • Vor dem Hintergrund der bereits skizzierten veränderten Situation für den Erwerb von Eigentumswohnungen durch die deutlich gestiegene finanzielle Belastung und infolgedessen einer Angebotsverschiebung von Kaufinteressenten hin zum Mietwohnungsmarkt stellt sich einmal mehr die Frage nach der ökonomischen Rentabilität für Neubau im Mietwohnungsmarkt. Die wirtschaftliche Miete, die für Projektentwickler ökonomisch realisierbar ist, setzt sich aus Grundstücks- und Herstellungskosten (inkl. Risk & Profit) zusammen. Diese lag in A-Städten in den letzten Jahren rechnerisch im Durchschnitt zwischen 14,70 €/m² (2016) und 16,10 €/m² (2021).

  • Die wirtschaftliche Miete lag 2016 nahe der Angebotsmiete und zwischen 2017 und 2021 jeweils knapp darunter. Der Bau von Mietwohnungen war somit in diesen Jahren rentabel. 2022 haben sich jedoch die Vorzeichen fundamental geändert. Damit Neubau in den A-Städten weiterhin rentabel ist, müssten im Durchschnitt 21,70 €/m² Miete angepeilt werden. Die Angebotsmiete lag im vergangenen Jahr mit rund
    17,90 €/m² (arithm. Mittel) allerdings deutlich darunter:

  • Auch wenn diese Berechnung recht modellhaft bleibt, da sie auf den durchschnittlichen Grundstückskosten, Herstellungskosten und Angebotsmieten basiert, verdeutlicht sie dennoch die Notwendigkeit weiter steigender Mieten für den frei finanzierten Wohnungsneubau. Die hohe wirtschaftliche Miete macht es aktuell für Projektentwickler schwer, rentabel zu arbeiten.

RÜCKLÄUFIGE BAUGENEHMIGUNGEN UND WOHNUNGSBAU-AUFTRÄGE

  • Das Dilemma aus erhöhten Finanzierungskosten auf der einen und erheblich gestiegenen Grundstücks- und Baukosten auf der anderen Seite sorgte sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Investoren für eine deutliche Abschwächung der Nachfrage. Die gesunkene Nachfrage zeigt sich in der Anzahl der genehmigten Wohneinheiten. Für das Gesamtjahr 2022 lagen die Baugenehmigungen sehr wahrscheinlich in der Nähe des Durchschnitts der letzten Jahre (rund 336.000). Spätestens jedoch seit September 2022 ist Monat für Monat ein stetiger Rückgang der Baugenehmigungen zu verzeichnen.

  • Auch die Baufertigstellungen verzeichnen einen Rückgang auf deutlich unter 300.000 fertiggestellte Wohneinheiten.

  • Der beschriebene Rückgang der Baugenehmigungen hat sich bei der Auftragsentwicklung im Baugewerbe schon deutlich früher im Jahresverlauf gezeigt. So war bereits seit April 2022 jeden Monat ein Rückgang der Aufträge für den Wohnungsbau zu verzeichnen.

NACHFRAGEÜBERHANG IM MIETWOHNUNGSMARKT WEITER STEIGEND

  • Auch 2022 wird somit das von der Bundesregierung avisierte Ziel der Baufertigstellung von 400.000 Wohneinheiten wieder deutlich verfehlt.

  • Der Rückgang der Baugenehmigungen und der Aufträge im Wohnungsbau im Verlauf des vergangen Jahres sowie der Rückstellung bzw. Stornierung einiger Bauprojekte (insbesondere in frühen Bauphasen) führten zu einem weiteren Anstieg des Bauüberhangs (genehmigte, jedoch nicht fertiggestellte Bauprojekte).

  • Eine Verbesserung der Angebotsseite ist somit kurzfristig (unter gleichbleibenden Rahmenbedingungen) nicht absehbar.

  • Neben den skizzierten Bewegungen weg vom Eigentum hin zur Miete wirken insbesondere ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum in den besonders begehrten deutschen Groß- und Studentenstädten bis 2035 sowie ein erheblicher Nachfrageschub durch Kriegsflüchtlinge nachfragebelebend. Daneben dürfte sich auch der Trend zu kleineren Haushalten weiter fortsetzen. Insgesamt ist also mit einem weiteren Anstieg der Haushalte zu rechnen. 

WEITER ROBUSTES MIETPREISWACHSTUM ERWARTET

  • Weiter rückläufige Baufertigstellungen, zusätzliche Nachfrage durch Geflüchtete und eine gewisse Verschiebung der Nachfrage vom Eigentumswohnungsmarkt hin zu den Mietwohnungsmärkten sprechen mittelfristig für einen anhaltenden Anstieg der Mietpreise.

  • Kurzfristig dürften zwar die hohe Inflation und die stark gestiegenen Energiekosten das weitere Mietpreiswachstum dämpfen. Aktuell zeichnen sich jedoch auch schon erste Zweitrundeneffekte, insbesondere getrieben durch deutlich höhere nominale Lohnforderungen und -zuwächse, ab. Das bedeutet, dass die Erschwinglichkeit von Wohnraum sich nicht verschlechtern dürfte, sofern die Mieten den Lohnzuwächsen nicht enteilen.

  • Voraussichtlich wird in den kommenden Jahren jedoch stärker als bislang eine Differenzierung bei der Mietpreisentwicklung zwischen den unterschiedlichen Standorten und Marktsegmenten stattfinden. Auf der einen Seite werden sich insbesondere in den besonders begehrten Groß- und Schwarmstädten Angebotsengpässe weiter verfestigen, sodass auch mittelfristig von steigenden Mieten ausgegangen werden kann. Auf der anderen Seite waren 2022 die höchsten Mietpreiszuwächse sowohl im Bestand (+4,9 %) und insbesondere im Neubau (+8,1 %) in den Mittelstädten zu beobachten. Ob sich diese Anzeichen von Nachholeffekten in Zukunft verstetigen, dürfte allerdings abzuwarten bleiben.

WOHNIMMOBILIEN BLEIBEN ATTRAKTIVE ASSETKLASSE

  • Nicht auszuschließen bleibt, dass sich in absehbarer Zukunft der Trend zu einem höheren Wohnflächenverbrauch aufgrund deutlich steigender Mieten wieder umkehren wird und die Bezahlbarkeit von Wohnraum über einen geringeren Flächenverbrauch verbessert wird.
  • Nach wie vor ist die Preisfindungsphase im Wohnimmobilienmarkt noch nicht abgeschlossen. Festzuhalten bleibt, dass Wohnungen für private wie für institutionelle Investoren eine attraktive Anlage bleiben. Dafür sprechen der persistente Nachfrageüberhang, die stärker als bislang erkennbaren Mietsteigerungspotenziale und eine gewisse Inflationsabsicherung.

KEY TAKEAWAYS

  1. Die Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten haben sich 2022 fundamental geändert. Deutlich gestiegene Finanzierungskosten, sprunghaft anziehende Baukosten, weiter steigende Grundstückskosten, stark wachsende Energiekosten und eine hohe Inflation bedeuten für alle Marktteilnehmer eine Gemengelage neuer Herausforderungen.
  2. Die sich abschwächende Nachfrage im Eigentumswohnungsmarkt wird durch deutlich rückläufige Volumina von Hypothekendarlehen an Privathaushalte sowie im Jahresverlauf stetig rückläufige Baugenehmigungen und Bauaufträge widergespiegelt.
  3. Für viele durchschnittliche Privathaushalte ist das Mieten, zumindest im Neubausegment, alternativlos geworden. Der Erwerb von Neubau-ETWs ist für einen Haushalt mit einer durchschnittlichen Kaufkraft (und wenig Eigenkapital) nicht mehr finanzierbar.
  4. Stark gestiegene Baukosten und weiter anziehende Grundstückskosten implizieren eine für Projektträger wirtschaftlich realisierbare Miete, die in den A-Städten deutlich über der Angebotsmiete von 2022 liegt.
  5. Der Nachfrageüberhang auf dem Mietwohnungsmarkt wird mittelfristig, bedingt durch anhaltendes Bevölkerungswachstum und gestiegene Finanzierungskosten, weiter bestehen. Die Mietpreisniveaus dürften weiter steigen, wenn auch stärker als bislang ausdifferenziert nach Regionen, Standorten und Segmenten.
  6. Stabile Cashflows und absehbare Mietsteigerungspotenziale machen Wohnungen weiterhin zu sehr attraktiven Assets.  

Download

Sie möchten den gesamten Residential Report lesen? Melden Sie sich hierzu über unser Formular an. Anschließend senden wir Ihnen den gesamten Residential Report per E-Mail zu.

Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
Bitte füllen Sie das Pflichtfeld aus.
(*) Pflichtfeld
 
Mir ist bewusst, dass das Bereitstellen meiner Daten zum Zwecke der Werbung erfolgt und als Gegenleistung für den ansonsten kostenlosen Marktreport anzusehen ist. BNP Paribas Real Estate verarbeitet meine Angaben zu Anrede, Titel, Name sowie meine E-Mail-Adresse für die Zusendung des Marktreports.

Darüber hinaus bin ich damit einverstanden, dass BNP Paribas Real Estate meine Kontaktdaten erhebt und verwendet, um mir regelmäßig ausgewählte Informationen zu Produkten und Dienstleistungen zuzusenden. Wenn ich meine Telefonnummer angebe, stimme ich auch der telefonischen Kontaktaufnahme zu.

Meine Erklärung kann ich jederzeit per E-Mail an datenschutz@realestate.bnpparibas oder per Abmeldelink in den einzelnen Newslettern und E-Mailings widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Dieser Report ist einschließlich aller Teile urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung ist im Einzelfall mit schriftlicher Zustimmung der BNP Paribas Real Estate GmbH möglich. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die von uns getroffenen Aussagen, Informationen und Prognosen stellen unsere Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts dar und können sich ohne Vorankündigung ändern. Die Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen, die wir als zuverlässig erachten, aber für deren Richtigkeit und Genauigkeit wir keine Gewähr übernehmen. Dieser Bericht stellt explizit keine Empfehlung oder Grundlage für Investitions- oder Ver-/Anmietungsentscheidungen dar. BNP Paribas Real Estate übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die enthaltenen Informationen und getroffenen Aussagen.

Herausgeber und Copyright:
BNP Paribas Real Estate GmbH | Bearbeitung: BNP Paribas Real Estate Consult GmbH | Stand: Februar 2023