Mit einem Flächenumsatz von 773.000 m² bleibt der Berliner Büromarkt bundesweit an der Spitze. Im vierten Jahr in Folge führt die Bundeshauptstadt damit das Feld der deutschen Top-Standorte vor München an. Im Vergleich mit seinen Erfolgen fiel das Jahr 2022 allerdings etwas moderater aus. Gegenüber dem starken Vorjahr 2021, in dem ein wahres Feuerwerk bei Abschlüssen mit mehr als 10.000 m² Mietfläche registriert werden konnte, ist das Vermietungsvolumen um 7 % gesunken und der 10-Jahresdurchschnitt wurde leicht um 1 % verfehlt. Dies ergibt die Analyse von BNP Paribas Real Estate.
Es war vor allem das Schlussquartal, in dem der Markt an Tempo verloren hat. Nach einem fulminanten dritten Quartal mit 263.000 m² Flächenumsatz ist die traditionelle Jahresendrallye in Berlin dieses Jahr weitestgehend ausgefallen und die Vermietungsleistung belief sich im vierten Quartal auf 146.000 m². „Vor dem Hintergrund des weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfeldes scheint der Berliner Markt vorerst einmal durchzuatmen, bevor die deutsche Wirtschaft wieder vollends durchstartet und sich diese Dynamik dann komplett auf die Anmietungstätigkeit überträgt“, erklärt Jan Dohrwardt, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Berliner Niederlassungsleiter.
Das Feld der anmietungsstärksten Branchen führten im abgelaufenen Jahr die sonstigen Dienstleistungen mit einem Marktanteil von gut 20 % an. Es war allen voran die große Anzahl an kleinen und mittelgroßen Vertragsabschlüssen, die zu diesem Ergebnis beigetragen hat. Herausragend war jedoch die Anmietung von Enpal über 17.100 m² Mietfläche im Projekt Officehome Ostkreuz Campus. Auf dem zweiten Platz liegt die öffentliche Verwaltung, die mit insgesamt rund 130.000 m² ein Resultat im langjährigen Schnitt erzielt. Maßgeblich hierzu beigetragen hat der größte Abschluss des Jahres, die Sanierung des 40.000 m² Bürofläche umfassenden Gebäudes „Haus der Statistik“ durch das Land Berlin und der anschließenden Nutzung als Standort des Finanzamtes. Ebenfalls einen zweistelligen Umsatzbeitrag leisteten zudem die IuK-Technologien (17 %).
Leerstand im Jahresvergleich rückläufig, Bauaktivität zwischenzeitlich auf Rekordniveau
Nachdem in den ersten neun Monaten des Jahres eine kontinuierliche Leerstandsreduktion beobachtet werden konnte, ist im Schlussquartal ein leichter Anstieg um rund 28.000 m² zu verzeichnen. Die vakanten Flächen summieren sich damit aktuell auf rund 676.000 m², was nichtsdestotrotz im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 2 % entspricht. Die Leerstandsquote liegt im Berliner Marktgebiet damit bei 3,2 %, womit sie weiterhin die niedrigste unter den deutschen Top-Standorten ist.
Trotz des herausfordernden Marktumfeldes konnte für die Bauaktivität im Laufe des Jahres mit 1,6 Mio. m² (Q3) ein neuer Höchstwert seit der Jahrtausendwende verzeichnet werden. Zum Jahresende summieren sich die Flächen im Bau auf 1,49 Mio. m². Das projektierte Volumen hat derweil im Vorjahresvergleich zwar um rund 500.000 m² abgenommen, liegt mit 3,5 Mio. m² dennoch 55 % oberhalb des 10-Jahresdurchschnitts. Angesichts der aktuell vergleichsweise niedrigen Vorvermietungsquote von 34 % und der hohen Finanzierungskosten ist eine abwartendere Haltung einiger Projektentwickler in den kommenden Monaten wahrscheinlich.
Die Höchstmiete ist binnen Jahresfrist um 1 € auf nun 44 €/m² gestiegen. Erzielt wird sie für Neubauflächen in der Topcity Ost. Für die Durchschnittsmiete kann derweil ein Anstieg um 30 Cent auf jetzt 28,50 €/m² verzeichnet werden. Nicht zuletzt durch den hohen Anteil an modernen Flächen sowie der gleichzeitig sehr niedrigen Leerstandsquote ist das durchschnittliche Mietniveau der Hauptstadt weiterhin bundesweit unerreicht.
„Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten war im vierten Quartal eine spürbar abwartendere Haltung vieler Unternehmen zu beobachten. Treiber der Nachfrage sind dadurch aktuell weniger große Expansionspläne als vielmehr auslaufende Mietverträge, die häufig mit qualitativ hochwertigeren Flächen substituiert werden. Insbesondere im modernen Segment hält dies den Druck auf die Mieten hoch. Diese Entwicklung dürfte sich zwar zu Jahresbeginn erst einmal fortsetzen, jedoch erscheint es aus heutiger Perspektive nicht unwahrscheinlich, dass das Vermietungsgeschehen ab der Jahresmitte wieder deutlich an Fahrt gewinnt“, so Jan Dohrwardt zu den weiteren Aussichten.