Der Retail-Investmentmarkt hat den Schwung aus dem Jahresendgeschäft 2024 mit in das erste Quartal 2025 transportiert, allerdings ohne dabei in der Zwischenbilanz ein äußerst hohes Gesamtvolumen vermelden zu können. Hierbei fehlten in den ersten drei Monaten trotz der guten Marktdynamik und insgesamt rund 1,28 Mrd. € Investmentvolumen lediglich die entscheidenden Umsatz-treiber, die im Vorjahresquartal noch ausschlaggebend waren. Unterstrichen wird diese Beobachtung dadurch, dass größere Transaktionen ab 50 Mio. € um 45 % nachgegeben haben, während Deals bis zur 50 Mio. €-Marke ihr Vorjahresniveau in etwa bestätigen konnten (-5 %). Dies ergibt die Analyse von BNP Paribas Real Estate.
„Im Vergleich der drei wichtigsten gewerblichen Objektarten konnte der Retail-Investmentmarkt zwar nicht wie vor 12 Monaten die Spitzenposition einnehmen, insgesamt liegen die Top-Assetklassen im langjährigen Vergleich aber erneut relativ nah beieinander: So haben sich Office-Investments mit gut 1,7 Mrd. € die Führung zurückerkämpft, während Logistik- und Retail-Objekte mit jeweils fast 1,3 Mrd. € nahezu gleichauf liegen“, erläutert Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of Retail Services.
Positive Signale sendet vor allem das Portfoliosegment, das mit gut 682 Mio. € das beste Zwischenresultat der letzten 5 Jahre erreicht und damit umfangreicher am Gesamtumsatz partizipieren konnte als Einzeldeals (598 Mio. €). Dieses Phänomen kam in der langjährigen Betrachtung nur vereinzelt vor und stand dabei in der Regel im Zusammenhang mit größeren Unternehmensübernahmen. Die sehr gute Nachfragesituation im Portfoliosektor kommt aktuell in erster Linie der Fachmarkt- und Food-Sparte zugute, die mit knapp 65 % am Marktgeschehen beteiligt ist. Shoppingcenter notieren derzeit bei fast 22 % des Volumens, bei Geschäftshäusern bleibt die Nachfrage vor allem im kleinteiligen Segment konstant hoch (rund 11 %) und Kaufhaus-Investments verbuchen bisher niedrige 3 %.
Kaum Umsatz in den A-Städten, Spitzenrenditen stabil
Im Kontext des marktdominierenden Fachmarkt-Volumens ist es nicht verwunderlich, dass die A-Standorte, die in der Regel durch großvolumige Highstreet- oder Shoppingcenter-Umsätze in Erscheinung treten, bisher nur in äußerst geringem Maße am Ergebnis partizipieren konnten. Bis dato wurde in den Top-Märkten lediglich vereinzelte kleinere Objekte veräußert. Dies ist jedoch als Momentaufnahme zu werten und im weiteren Jahresverlauf ist davon auszugehen, dass insbesondere die Investmentvolumina im Highstreet-Sektor deutlich anziehen.
Bei den Netto-Spitzenrenditen waren in den ersten drei Monaten keine Veränderungen zu registrieren, nachdem sich zum Jahresende nur die Fachmarktzentren erstmals wieder verteuert haben (4,65 %). Einzelne Lebensmittler liegen nach wie vor bei 4,90 %, Shoppingcenter bei 5,60 % und Baumärkte bei 5,70 %.
Perspektiven
Die Entwicklungen im Jahresverlauf 2024 haben die Positionierung des Retail-Investment-Sektors innerhalb des Gewerbeimmobilienmarktes spürbar verbessert. Hiervon konnte die Einzelhandelssparte auch im ersten Quartal 2025 weiter profitieren und sich ihr positives Marktsentiment zum Jahresauftakt beibehalten.
Vor dem Hintergrund, dass sich bereits mehrere und auch größere Transaktionen in der Vorbereitungsphase befinden, ist zudem von steigenden Umsätzen im weiteren Jahresverlauf auszugehen. Unter der Berücksichtigung der äußerst dynamischen Entwicklungen zum Jahresende mit den zahlreichen finalisierten Verkaufsprozessen und teils langen Vorlaufszeiten vom Vermarktungsstart bis zum Notar wird das aktuelle Zwischenresultat sogar noch einmal in ein besseres Licht gerückt.
Bei den Objektarten bleibt der Nachfragefokus insgesamt klar auf Fachmarkt- und Food-Investments sowie Portfolios in diesem Segment gerichtet. Gleichzeitig sind derzeit unter anderem aber auch zunehmende Impulse und Angebote im Shoppingcenter-Segment zu registrieren. Darüber hinaus bleiben Highstreet-Investments bei guten Rahmenbedingungen in erster Linie bezogen auf die Makro- und Mikro-standorte eine nach wie vor sehr nachgefragte Assetklasse. Durch diese sehr vielschichtigen Investmentopportunitäten, die Retail-Investments momentan bieten, ist auch der Anlegerkreis aus dem In- und Ausland als relativ breit zu bewerten. Auch dies stellt in einem wiedererstarkenden Investmentumfeld eine sehr gute Ausgangsposition dar.
„Im Windschatten der skizzierten Marktbedingungen ist bei den Spitzenrenditen trotz der zuletzt wieder etwas gestiegenen Finanzierungskosten von einem Fortsetzen der Stabilierungstendenzen auszugehen. Im Fachmarktsegment ist es jedoch nicht auszuschließen, dass insbesondere bei lebensmittelgeankerten Objektarten die Preise kurz- bis mittelfristig wieder nachweislich steigen“, so Christoph Scharf.