Auch im Jahr 2024 hat sich bestätigt, dass sich die stationäre Einzelhandelslandschaft unverändert im Spannungsfeld zwischen positiven und negativen Einflussfaktoren bewegt. Erfreulich ist hierbei vor allem die Steigerung der Passantenfrequenzen in der Gesamtbetrachtung aller von Hystreet.com analysierten Innenstadtlagen um durchschnittlich 1,5 % im vergangenen Jahr. Gerade vor dem Hintergrund, dass für das Jahr 2023 bereits eine Steigerung um 4 % gegenüber dem Vorjahr vermeldet wurde, ist festzuhalten, dass der im Anschluss an die Corona-Krise eingesetzte Wiederbelebungstrend der Innenstädte immer noch nicht zum Stillstand gekommen ist, sondern sich kontinuierlich fortsetzt. Nichtsdestotrotz schlägt sich das hierdurch erhöhte Kundenpotenzial im stationären Modehandel nicht in steigenden Umsatzzahlen nieder: So konnte im Vorjahresvergleich ein eher ernüchterndes Umsatzpari erzielt werden, wobei im Dezember – und damit im wichtigen Weihnachtsgeschäft – sogar ein Rückgang um 6 % zu verbuchen war (Quelle: Textilwirtschaft). Ob sich dies hemmend auf die Vermietungsdynamik ausgewirkt hat oder ob das Vertrauen der Retailer in eine weiterhin positive Entwicklung der Marktbedingungen überwiegt, zeigt hierbei die Analyse von BNP Paribas Real Estate.
Flächenumsatz und Deal-Anzahl in deutschen Innenstadtlagen legen um 15 % bzw. 10 % zu
Die bereits gute Vermietungsdynamik der ersten drei Quartale hat zum Jahresende noch einmal Fahrt aufgenommen: In der Gesamtbetrachtung konnte der bundesweite Retailmarkt in den vergangenen 12 Monaten zum ersten Mal seit 2019 die 500.000-m²-Marke knacken (rund 506.000 m² Flächenumsatz in Q1–4 2024). Dies entspricht einer Steigerung des Ergebnisses um rund 15 % gegenüber dem Vorjahr, das durch die bereits wieder rückabgewickelten Großdeals des Modehauses Aachener nachträglich deutlich nach unten korrigiert werden musste (Q1–4 2023: rund 440.000 m²). Ein positives Signal für die weitere Entwicklung im Jahr 2025 sendet zudem der leichte Aufwärtstrend zum Jahresende: Im Schlussquartal wurde mit rund 147.000 m² der beste Jahresabschnitt erzielt und ein vergleichbares Volumen generiert wie im vierten Quartal 2019.
Die wesentlichen Treiber hinter diesem guten Vermietungsvolumen sind sehr vielfältig und konnten mit dazu beitragen, dass Nachnutzer für Galeria-Objekte sowie neue Ankermieter für zahlreiche Shoppingcenter gefunden werden konnten. Zu nennen sind dabei nicht zuletzt das Discount-Kaufhaus Tedi (unter anderem in Teilflächen von Galeria-Objekten) sowie der Sportartikelspezialist Decathlon (sowohl in ehemaligen Galeria-Häusern als auch in Shoppingcentern), die auch zukünftig ambitionierte Expansionsziele verfolgen. Darüber hinaus tritt die Inditex-Gruppe mit ihrem breiten Markenportfolio (neben Zara vor allem Bershka, Pull & Bear und Stradivarius) immer wieder in Top-Lagen und Innenstadtcentern in Erscheinung.
Auf ein gutes viertes Quartal zurückblicken und Schwung fürs neue Jahr mitnehmen konnten auch die
A-Standorte, die sich mit fast 47.000 m² (Q1-4 2024: rund 130.000 m²) ebenfalls das beste Quartalsergebnis für die letzten drei Monate des Jahres aufbewahrt haben. Abgesehen von der Hauptstadt Berlin, die allein durch die Größe ihrer Retail-Landschaft immer deutlich vorwegläuft (31.000 m²), bewegen sich die meisten der Top-7-Märkte beim Flächenumsatz im Jahr 2024 in einer ähnlichen Range. Dementsprechend platzieren sich München und Hamburg mit jeweils rund 22.000 m² knapp vor Düsseldorf und Frankfurt, die beide mit gut 18.000 m² beteiligt sind. Auch Köln verzeichnet mit fast 14.000 m² eine gute Vermietungsdynamik, und Stuttgart kann mit knapp 6.000 m² sein Vorjahresresultat in etwa bestätigen. Überdurchschnittliche Bilanzen wurden zudem in den beiden sächsischen Shopping-Metropolen Dresden (12.000 m²) und Leipzig (14.000 m²) registriert, die zu den wichtigsten Standorten innerhalb der B-Städte zählen.
„Alles in allem hat sich der Retailmarkt im Jahresverlauf 2024 ein insgesamt gutes Marktsentiment erarbeitet. Zwar gibt es weiterhin viele Einzelhändler, die Insolvenz anmelden müssen und einen Großteil des beziehungsweise das gesamte Filialnetz schließen, es gibt aber auch zunehmend Brands, welche die Gunst der Stunde nutzen und weiter oder noch umfangreicher auf den stationären Einzelhandelsmarkt setzen. Gute Indizien hierfür sind die steigende Zahl an Markteintritten und die guten Nachfrageimpulse internationaler Akteure auf dem deutschen Retailmarkt. Inwieweit die vorsichtig optimistische Stimmung allerdings in das Jahr 2025 transportiert werden kann, hängt nicht zuletzt damit zusammen, wie nachhaltig sich insbesondere die sehr großflächigen Neuvermietungen präsentieren. Dies haben die Erfahrungen aus dem Jahr 2023 gezeigt“, betont Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Head of Retail Services.