Schwaches erstes Halbjahr: Corona-Effekt auf dem Frankfurter Büromarkt spürbar

Büromarkt Frankfurt

Mit 133.000 m² verzeichnete der Frankfurter Büromarkt im ersten Halbjahr einen sehr geringen Umsatz, der gleichzeitig das schwächste Ergebnis der letzten 20 Jahre darstellt. Dies ergibt die Analyse von BNP Paribas Real Estate.

„Auch im enger gefassten gif-Gebiet fiel der Umsatz mit 122.000 m² um über die Hälfte niedriger aus als im Vorjahreszeitraum. Einen ähnlich deutlichen Rückgang verzeichnete im bundesweiten Vergleich lediglich Hamburg. Vor allem das zweite Quartal blieb mit 51.000 m² Umsatz deutlich hinter den üblichen Werten zurück. Nach den stark gestiegenen Infektionszahlen, dem bundesweiten Lockdown mit Kontaktverbot und der sich abzeichnenden Rezession in 2020, haben in Frankfurt, wie auch in allen anderen Standorten, viele Unternehmen ihre geplanten Anmietungen entweder für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt oder, was überwiegend der Fall ist, verschoben“, sagt José Martinez, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Frankfurter Niederlassungsleiter. Hinzukommt ein außergewöhnlich niedriger Anteil von Großabschlüssen über 10.000 m², der mit 11 % nur halb so hoch ausfällt wie im langjährigen Schnitt. Bislang konnte in diesem Marktsegment nur der Mietvertrag von Freshfields Bruckhaus Deringer über 14.500 m² im Bankenviertel registriert werden.  

Die Frankfurter Leitbranche der Banken und Finanzdienstleister, die im Schnitt über ein Fünftel zum Umsatz beiträgt, kommt im ersten Halbjahr lediglich auf 9 % und landet damit nur auf Platz vier. Allerdings zeichnet sich bereits heute ab, dass sich dieser Anteil im Jahresverlauf erhöhen wird. An die Spitze gesetzt haben sich demgegenüber Beratungsgesellschaften, die angeführt von der Freshfields Anmietung knapp ein Drittel des Flächenumsatzes beisteuern. Auf Platz zwei folgen IuK-Unternehmen mit gut 17 %. Vervollständigt wird das Podium von der Sammelgruppe der Sonstigen Dienstleistungen, die auf knapp 12 % kommt.
 
 
Leerstand trotz schwacher Nachfrage stabil

Die erfreuliche Nachricht ist, dass der Leerstand sich trotz der Corona bedingt sehr schwachen Nachfrage im zweiten Quartal kaum verändert hat. Seit Jahresanfang 2020 hat sich das Gesamtvolumen lediglich um 1 % auf knapp 1,06 Mio. m² erhöht. In dem aus Mietersicht stark nachgefragten Teilsegment der Leerstände mit moderner Flächenqualität zeigt sich das Angebot mit 479.000 m² sogar stabil. Lediglich 45 % des Gesamtleerstandes verfügen damit über die von den Nutzern präferierte Qualität. Diese im Vergleich zur Finanzkrise komplett andere Angebotssituation spiegelt sich auch in der weiter gesunkenen Leerstandsquote von 6,9 % wider. Im gif-Gebiet liegt sie bei 6,6 % und im besonders nachgefragten CBD werden nur noch 2,8 % notiert.
 
Die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Bautätigkeit hat sich mittlerweile stabilisiert. Im ersten Halbjahr hat sie zwar leicht um 8 % auf 715.000 m² angezogen, im zweiten Quartal zeigte sie sich aber unverändert. Ähnlich sieht es bei den hiervon dem Vermietungsmarkt noch zur Verfügung stehenden Flächen aus, die seit Anfang 2020 lediglich um 3 % zugelegt haben. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass rund 60 % des Bauvolumens bereits vorvermietet sind oder von Eigennutzern belegt werden.

Keine Veränderung bei den Mietpreisniveaus
Trotz der spürbar rückläufigen Nachfrage zeigen sich die Mietpreisniveaus aufgrund des unverändert geringen Angebots stabil. Die Spitzenmiete liegt damit nach wie vor bei 47 €/m² und die Durchschnittsmiete bewegt sich mit aktuell 20,70 €/m² auf einem vergleichbaren Niveau wie etwa im ersten Quartal.


Perspektiven
„Zwar werden die Nachwirkungen des Lockdowns und die absehbare Rezession auch im zweiten Halbjahr noch spürbar sein, allerdings zeichnet sich mittlerweile wieder eine sukzessive Normalisierung und damit auch Belebung der Nachfrage ab, was auch durch verschiedene bereits Anfang Juli unterschriebene, größere Abschlüsse belegt wird. Trotzdem ist für das Gesamtjahr ein spürbar schwächeres Ergebnis als 2019 zu erwarten. Da das Angebot trotz leicht steigender Leerstände auf einem niedrigen Niveau bleiben dürfte, ist in den nächsten Quartalen tendenziell auch von weiter stabilen Mietpreisniveaus auszugehen“, so Riza Demirci, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Frankfurter Niederlassungsleiter.