Wie im Vorjahr konnte auf dem Essener Büromarkt eine eher verhaltende Marktaktivität im ersten Halbjahr beobachtet werden. Mit einem Flächenumsatz von 40.000 m² wurde das Vorjahresergebnis nur knapp um 3 % übertroffen. Der langjährige Durchschnitt wurde damit ein weiteres Mal verfehlt, jüngst um rund 33 %. Dies ergibt die Analyse von BNP Paribas Real Estate.
„Nach dem schwachen Jahresauftakt ist das Ergebnis zur Jahresmitte aber zumindest ein Teilerfolg, denn alleine im zweiten Quartal wurden 29.000 m² umgesetzt, und es gehört damit zu den stärkeren Quartalen seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020“, erläutert Amedeo Augenbroe, Essener Niederlassungsleiter der BNP Paribas Real Estate GmbH. Zum jüngsten Ergebnis hat insbesondere eine deutlich gestiegene Anmietungstätigkeit im kleinen Größensegment zwischen 200 und 500 m² beigetragen. Fast 28 % des Q2 Ergebnisses gehen auf das Konto dieser kleineren Mietverträge. Weitere 21 % hat eine Anmietung über rund 6.000 m² beigesteuert, die bis jetzt auch der einzige Abschluss jenseits der 5.000-m²-Marke war.
Gesteigerte Nachfrage von Handelsunternehmen
Die Sammelkategorie sonstige Dienstleistungen ist einmal mehr führend beim Flächenumsatz mit aktuell 26 % Marktanteil. Während sie jedoch absolut an Umsatz verloren hat, haben die zweitplatzierten Handelsunternehmen im ersten Halbjahr deutlich zugelegt. Zum Halbjahr beläuft sich ihr Umsatz auf rund 9.000 m² und notiert damit deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt. Erfreulich ist dabei neben dem oben genannten Großabschluss die insgesamt rege Anmietungstätigkeit im Flächensegment unter 1.000 m². Zum überdurchschnittlichen Zwischenergebnis des Gesundheitswesens hat eine Vielzahl von Verträgen im kleinteiligen Segment beigetragen, wobei auch zwei Verträge jenseits der 1.000 m² notieren.
Der seit Ausbruch der Pandemie zu registrierende Leerstandsanstieg hat im zweiten Quartal vorerst keine Fortsetzung gefunden. Aktuell beläuft sich das Volumen der kurzfristig zur Verfügung stehenden Flächen im Essener Markt auf rund 219.000 m², was einer Seitwärtsbewegung bzw. einem minimalen Rückgang gegenüber dem Vorquartal gleichkommt (Q1: 224.000 m²). Die Leerstandsquote beläuft sich aktuell auf 7,0 %. Von den präferierten modernen Flächen stehen zum Halbjahr 56.000 m² leer, davon nur 9.500 m² im Citykern. In der Innenstadt bleiben Top-Flächen damit weiterhin relativ knapp.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt hat das Volumen der Büroflächen im Bau in Essen deutlich um gut 53 % abgenommen. Somit befinden sich aktuell 33.000 m² im Bau. Während im Sommer 2021 sämtliche Flächen im Bau komplett vorvermietet bzw. von Eigennutzern belegt waren, stehen vom aktuellen Bauvolumen dem Markt noch 10.000 m² zur Anmietung zur Verfügung. Die Vorvermietungsquote beläuft sich entsprechend auf hohe 70 %. Während für das Baufertigstellungsvolumen 2023 ein Wert von 25.000 m² prognostiziert wird, sind für das Folgejahr nur 6.000 m² bisher neu im Markt zu erwarten. Vor dem Hintergrund stark steigender Baupreise und der über weite Strecken eingeschränkten Verfügbarkeit von Baumaterialen ist kurzfristig kaum mit einer umfangreichen Ausweitung der Bautätigkeit zu rechnen.
Weiterer Anstieg bei den Büromieten
Getrieben durch das anhaltend geringe Angebotsniveau von modernen Flächen in Essens zentralen Top-Lagen ist die Spitzenmiete im Jahresverlauf um knapp 1 % auf aktuell 16,50 €/m² im Citykern gestiegen. Die Durchschnittsmiete liegt zur Jahresmitte gut 3 % höher als zur Halbjahresmitte 2021, was der vergleichsweise regen Anmietungstätigkeit bei den modernen Flächen geschuldet ist. Die Durchschnittsmiete notiert entsprechend aktuell bei 12,50 €/m².
„Der Essener Büromarkt startet mit gestiegener Dynamik in die zweite Jahreshälfte. Inwieweit sich der Markt einer möglichen Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur entziehen kann, bleibt für den Moment abzuwarten. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte sich das Leerstandsvolumen im Windschatten einer sich abzeichnenden sinkenden Bautätigkeit allerdings kaum weiter ausweiten. Das Mietniveau dürfte sich entsprechend stabil präsentieren und in der Spitze unter Umständen auch steigen“, so Amedeo Augenbroe.