DAS HEADQUARTER VON MORGEN – WELCHE ROLLE SPIELEN FIRMENHAUPTSITZE ÜBERHAUPT NOCH?
Die Corona-Krise führte dazu, dass die Funktion eines Headquarters vielfach hinterfragt wurde: Braucht man einen zentralen Firmensitz in Zeiten von Remote Working überhaupt noch? Und wenn ja, wie soll eine Unternehmenszentrale gestaltet werden und welche Rolle wird ihr zukommen?
COVID-19 beschleunigt Trends
Die Corona-Pandemie hat die Art und Weise in Frage gestellt, wie wir leben, konsumieren, sozial interagieren und natürlich auch wie wir arbeiten. So haben viele Unternehmen und deren Mitarbeitende quasi von einem Tag auf den anderen lernen müssen, ihre Arbeit von zu Hause zu verrichten. Die Euphorie darüber, dass die Zusammenarbeit auch im Homeoffice gut gelang, führte dazu, dass einige Unternehmen vermeldeten, ihre Büroflächen oder gar Firmenhauptsitze aufzugeben und vollständig auf die Heimarbeit zu setzen.
Doch dass die Büroarbeit in Frage gestellt wird, ist nicht der Gesundheitskrise geschuldet. Mit dem Aufkommen von Coworking-Anbietern und dem Gedanken moderner Arbeitswelten wurde die Rolle des traditionellen Büros schon seit längerer Zeit hinterfragt. Corona hat jedoch dazu geführt, dass der Transformationsprozess, in dem sich das Büro befand, beschleunigt wird.
Das Büro – ein ungenügend genutzter Raum
Mitarbeitende eines Unternehmens verbringen täglich viel Zeit in Besprechungen oder bei Außer-Haus-Terminen. Wenn wir die Abende, Nächte, Wochenenden und Feiertage mit einbeziehen, liegt die Belegungsrate eines ganzen Bürogebäudes bei etwa 30 Prozent. Mit anderen Worten: Das Büro ist so gesehen ein ungenügend genutzter Raum.
Dennoch ist dies kein Grund, das Office oder gar das Headquarter abzuschreiben, denn gerade der Firmenhauptsitz stärkt Kreativität, Interaktion und Gemeinschaftsgefühl und fördert gleichzeitig die Unternehmenskultur. Schließlich bedeutet für die Mehrheit der Mitarbeitenden ins Büro zu kommen, einer Gemeinschaft anzugehören. Gleichzeitig repräsentiert das Headquarter das Unternehmen bei Kunden und Geschäftspartnern und ist wesentlicher Treffpunkt für Teambesprechungen, Diskussionen und kreativen Austausch. Anders ausgedrückt: Wir müssen die Unternehmenszentrale von morgen neu denken, denn sie wird immer noch ein wichtiger Bestandteil der meisten Firmen bleiben.
Best Practice
Métal 57 – das neue Headquarter von BNP Paribas Real Estate
„Wenn ich gefragt werde, wie das zukünftige Headquarter aussehen wird, antworte ich, dass es kein Büro mehr ist. Es ist ein produktives Ökosystem.“
Wie sich der Unternehmenssitz von morgen in dieses produktive Ökosystem einfügt, zeigt Kevin Cardona anhand des neuen HQ von BNP Paribas Real Estate in Frankreich: Zurzeit entsteht das Métal 57 in Boulogne am Rande von Paris. In diesem sollen traditionelle Räume gegen kooperative und flexible Optionen getauscht werden. Das Ziel ist es, verschiedene Räume miteinander interagieren zu lassen, sie zu optimieren und sie bei Bedarf für andere Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.
Nach der Eröffnung, die für 2022 geplant ist, wird Métal 57 längere Öffnungszeiten haben, und die Flächen werden intensiver genutzt werden als bei üblichen Bürogebäuden. Konkret bedeutet das, dass die umgewandelten Büroräume mit anderen Unternehmen geteilt werden. Außerdem wird eine Passage mit Gastronomie und Handel für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Dieser Artikel ist Teil des Change Magazins 03