COLIVING, COWORKING, COHOUSING – DIE „KOEXISTENZ“ DER IMMOBILIEN NIMMT FAHRT AUF
Arbeiten, Leben, Wohnen: Alles scheint ein „Co“ zu brauchen. Die klassische WG, das klassische Büro und auch das klassische Einfamilienhaus haben anscheinend ihren Reiz verloren. Junge Mieter, also die Generationen Y und Z streben nach neuen Konzepten des Lebens und Arbeitens, die besser zu ihren Bedürfnissen und Vorlieben passen. Erlebnisse statt Besitz gewinnen immer mehr an Bedeutung. So haben sich die shared-Konzepte Coworking, Coliving und Cohousing entwickelt. Stefan Wilke, Director National Residential Investment, erklärt, was es mit diesen „Koexistenzen“ auf sich hat.
Coworking: Das klassische Büro hat ausgedient
Das traditionelle Büro scheint für die junge Generation an Bedeutung zu verlieren. Selbstständige und Gründer, digitale Nomaden und viele junge Menschen benötigen nur noch ein Notebook, um an ihren (digitalen) Projekten zu arbeiten. Sie haben ihr „Büro“ stets im Rucksack dabei. Doch wenn man die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr täglich trifft und nur noch per Skype und Co. kommuniziert, kann es recht einsam werden. Hier haben die Coworking-Spaces angesetzt.
Coworking schafft die Möglichkeit, sich nach oder auch während der Arbeit mit anderen Co-workern zu vernetzen, sie bei einem Kaffee oder einem abendlichen Event näher kennenzulernen.
Das Problem: Für viele geht es danach meist solo nach Hause – eventuell in ein Mikro-Apartment, da der Wohnort häufig gewechselt wird und man eigene Möbel ohnehin nicht braucht. Wer so lebt, dem droht soziale Isolation. Eine Lösung dafür ist Coliving. Bei einem solchen Colining-Space arbeitet man nicht nur zusammen, man wohnt auch gemeinsam in einem Apartment (oder Haus)!
Coliving - Wohngemeinschaft mit Rundum-Service
Vorreiter beim gemeinschaftlichen Wohnen und Arbeiten war Kalifornien. Dort haben fünf NASA-Ingenieure 2006 das Wohnprojekt Rainbow Mansion gegründet. Seither drängen weltweit zahlreiche Anbieter auf den Markt: Angefangen beim europäischen Vorzeige-Projekt Nest in Kopenhagen über Surf Office in Spanien, Hus24 in Schweden bis hin zu Rent24 und Medici Living in Deutschland. Dabei unterscheiden sich die Anbieter in ihren Wohnlagen, Größe der Zimmer, Leistungen und Kosten stark voneinander: Zwischen 500 und 2.000 Euro im Monat werden in Deutschland für einen Platz in einem Coliving-Space gezahlt.
Aber was genau ist dieses "Co"-living? Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um eine neue Art der klassischen Wohngemeinschaft – nur eben für Berufstätige. Wie beim Coworking tauscht man sich mit Gleichgesinnten aus, profitiert vom gegenseitigen Know-how, neuen Ideen und dem Netzwerk der Mitmenschen und Bewohner. Mit dem Unterschied, dass das alles nicht in einem Büro, sondern in einer gemeinsamen Wohnung geschieht.
Das Konzept muss sich noch beweisen
Coliving ist jedoch kein Selbstläufer – die Zusammenstellung der Mieter, zielgruppengerechte Ausstattung und Dienstleistungen sind entscheidend für den Erfolg. Während die Treiber des Coliving standfest sind, müssen viele Konzepte ihre Leistungsfähigkeit im Markt noch beweisen.
Zudem birgt das steigende Angebot auch die Gefahr fallender Preise. Mittelfristig sind deshalb eine Marktbereinigung sowie die weitere Professionalisierung der Wettbewerber zu erwarten. Unausgereifte oder schlecht umgesetzte Konzepte werden dabei scheitern. Das beste Beispiel ist hierfür ist WeLive von WeWork.
Verbot oder Deckelung: Warum Neubauprojekte favorisiert werden
Hinzukommt, dass die Immobilien der modernen WGs meist nicht den Anbietern selbst gehören. Ähnlich wie bei Uber und Airbnb wird lediglich für die Servicenutzung gezahlt. Wie beim Mikrowohnen sind Betreiberkonzepte als Pacht- oder Managementvertrag verhandelbar.
Und, was ist mit Ihnen: Leben und arbeiten Sie auch schon co-existent?