SOCIAL IMPACT INVESTING: WAS SICH DAHINTER VERBIRGT UND WARUM ES SO WICHTIG IST
Neben ESG gewinnt auch der Begriff Impact Investing in der Immobilienwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Es scheint, als würde das bisher oftmals zu kurz gekommene „S“ für social in ESG stärker in den Fokus gerückt werden. Was genau hinter dem Konzept steckt, wie es messbar gemacht werden kann und vor allem, welche Ziele in Richtung „social impact“ anvisiert werden, verrät uns Isabella Chacón Troidl, CEO / Vorsitzende der Geschäftsführung bei BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany, im Interview.
Der Begriff „Impact Investing“ ist im Gegensatz zu ESG sicherlich noch nicht allen in der Branche geläufig. Kannst Du kurz erläutern, um was es sich dabei genau handelt?
Isabella Chacón Troidl: Social Impact Investing in Real Estate steht für Investitionen in Immobilien und Fonds mit dem Ziel, sowohl positive messbare Auswirkungen auf gesellschaftliche Themenstellungen als auch angemessene betriebswirtschaftliche Rentabilität herbeizuführen. Damit sind also Investitionen gemeint, die nachweisbar sozial-gesellschaftliche und ökologische Mehrwerte schaffen. Mit dem Geld der Anleger:innen werden etwa Bildungs- und Gesundheitsprojekte gefördert, bezahlbarer Wohnraum geschaffen oder erneuerbare Energien ausgebaut – etablierte Standards existieren in der Branche allerdings bisher noch nicht. Das Institut für Corporate Governance (ICG) hat dazu einen Praxisleitfaden erarbeitet, um Grundlagen für die erfolgreiche Konzeption und Umsetzung von Social Impact-Investitionen im Immobilienbereich zu schaffen. Dieser enthält unter anderem Begriffsdefinitionen, Leitlinien, Erfolgskriterien sowie Voraussetzungen für ein mögliches neues Projekt.
Uns ist allerdings klar, dass Social Impact Investing erheblich an Relevanz zulegen wird. Immer mehr Anleger entscheiden sich bewusst dafür, ihren Beitrag dazu zu leisten. Bis wir jedoch so weit sind, dass auch das „S“ zu einem Normativ wird, bedarf es eines Umdenkens und harter Arbeit.
Ist beim Impact Investing vor allem das „S“ (social), das wir aus dem Konzept ESG kennen, entscheidend? Welche Rolle spielen ökologische und nachhaltige Dimensionen?
Chacón Troidl: Bislang steht das „E“ bei den ESG-Kriterien in der Immobilienbranche ganz klar im Fokus. Dieser Aspekt ist für uns inzwischen aber nicht mehr verhandelbar – es ist ein Must-have bei einer Immobilie. Wie man mit seinen Projekten und Investments auch eine soziale Wirkung erzielt, ist für die meisten Akteure aber noch ein Buch mit sieben Siegeln. Uns ist allerdings klar, dass Social Impact Investing erheblich an Relevanz zulegen wird. Immer mehr Anleger entscheiden sich bewusst dafür, ihren Beitrag dazu zu leisten. Bis wir jedoch so weit sind, dass auch das „S“ zu einem Normativ wird, bedarf es eines Umdenkens und harter Arbeit.
Wie genau kann der Social Impact bei Investitionen in Immobilien gemessen werden? Gibt es hierfür bestimme Kriterien, die erfüllt werden müssen?
Chacón Troidl: Die soziale Rendite muss transparent, messbar und vergleichbar gemacht werden – da stehen wir vor einer großen Aufgabe. Während es in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz inzwischen zahlreiche weit gediehene Ansätze gibt, hinken wir beim Social Impact etwas hinterher.
Es existiert bereits ein Katalog mit Nachhaltigkeitszielen in Form der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Gleichzeitig bereitet die EU-Kommission eine verbindliche Richtlinie zur sozialen Taxonomie vor. Wir müssen aber über die gesetzlichen Vorgaben hinaus aus eigenem Antrieb Leitplanken und nachvollziehbare Kriterien schaffen und zwar auf empirischer Basis, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Hierzu leistet die Social Impact Investing-Initiative 2.0 des ICG über alle Assetklassen hinweg einen wichtigen Beitrag, die das Thema messbar und vergleichbar machen möchte – und dafür unterstützen wir sie auch in der zweiten Runde aus voller Überzeugung. Denn nur, wenn wir in unserer zahlenorientierten Welt sehen, dass Impact Investing in der Gesamtbetrachtung auch in den Excel-Sheets einen Nutzen bringt und nicht nur fürs Karma, dann kommen wir weiter.
Die gesamte Branche muss auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Wenn wir nicht anfangen, bereits am Anfang der Wertschöpfungskette das „S“ mitzudenken, werden wir nie hohe Social-Scorings erreichen.
Betrifft Impact Investing alle Assetklassen? Wenn ja, gibt es hierfür Beispiele für Anlageprodukte, die Du nennen kannst? (z. B. in Healthcare, Wohnen, Büro?)
Chacón Troidl: Beim Impact Investing spielt es keine Rolle, um welche Immobilienarten oder Geschäftsaktivitäten es sich handelt – in jedem Portfolio und vom Fondsmanagement bis hin zur Verwaltung der Vermögenswerte muss das „S“ einbezogen werden. Wir, die Immobilienbranche, können die Transformation sehr gut mit unserem Know-how und unserer Kreativität begleiten.
BNP Paribas Real Estate Investment Management zielt beim Einkauf vor allem auf nachhaltige Konzepte und gemischt genutzte Immobilien, etwa im Bereich Healthcare, die nur in Verbindung mit einem Social Impact realisierbar sind. Die Einrichtungen sollen Menschen ein würdiges Leben bieten und das zu erschwinglichen Kosten, kombiniert mit optimaler Betreuung und sicheren Arbeitsplätzen.
Welchen Fahrplan visiert der „European Impact Property Fund (EIPF)“ von BNP Paribas Real Estate Investment Management an? Wie lauten die genauen Ziele? Welche Objekte wurden im Rahmen des EIPF bereits in Deutschland erworben?
Chacón Troidl: Der EIPF ist der erste diversifizierte europäische Core-Immobilienfonds, der die Bestimmungen des Pariser Klimaabkommens von 2015 und die Ziele der Internationalen Energie-Agentur (IEA) erfüllen soll. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß der Fondsimmobilien innerhalb von zehn Jahren nachweislich um 40 Prozent zu verringern. Bisher hat der EIPF Bestandsobjekte mit Potenzial, die Bilanz signifikant zu verbessern, angekauft. Wir fokussieren uns in erster Linie auf Anlageprodukte, die einen maßgeblichen Beitrag zur sozialen und energetischen Transformation leisten. Dazu zählt unter anderem ein Pharma-Campus im niederländischen Nijmegen. Um eine ökologisch nachhaltige Nutzung der Immobilie sicherzustellen, ist der Mietvertrag als Green Lease ausgestaltet, welcher den Mieter zur Einhaltung bestimmter umweltschonender Verhaltensweisen verpflichtet. Zudem hat die BNP Paribas REIM in Frankreich erst im vergangenen Jahr gemeinsam mit Cedrus & Partners den Société Civile Pierre Impact Fonds aufgelegt. Der Pierre Impact ermöglicht vielen Menschen den Zugang zu Wohnraum, indem er hauptsächlich in bezahlbare Wohnungen und Objekte für gemeinnützige Zwecke investiert. Zudem ist er auf Investitionen aus Deutschland, Niederlande und Österreich ausgeweitet und wurde mit dem Siegel von Finansol (FINANces SOLidaires) ausgezeichnet, dessen Fokus auf sozialen Komponenten liegt.